Steinzeitliche Häuser mussten so gebaut sein,

dass der Rauch der Herdstelle ins Freie gelangen

konnte. Im Seeboden vor Kehrsiten erinnern

mehrere Brandschichten daran, dass der Umgang

mit Feuer grosse Risiken mit sich gebracht hat.

Wegen der begrenzten Ackerfläche war die

Jagd in Kehrsiten wichtiger als in Siedlungen

des Mittellandes. Um 3500 v. Chr. war der

Biber eine beliebte Beute. Bestimmt auch, weil

man sein dichtes Fell präparieren konnte.

Der See versorgte die Kehrsiter das ganze Jahr mit

Nahrung. Knochen von Laube, Rotauge, Barbe und

Egli weisen auf Sommerfänge hin. Im Uferbereich

dürften aus Zweigen konstruierte Fischfallen

verwendet worden sein.

An den Hängen des Bürgenstocks war das Acker-

land knapp bemessen. Doch Kapselfragmente,

Samen und typische Unkräuter lassen den Schluss

zu, dass der Anbau der klassischen Öl- und

Faserpflanze Lein stetig zugenommen hat.

Als Proteinquelle kamen für die Siedler am See

nicht nur grosse Wildtiere in Frage. Gefundene

Froschknochen weisen deutliche Verbrennungs-

und Verdauungsspuren auf. Dies lässt auf den

Verzehr dieser Tiere schliessen.

Die Vorräte der Siedler mussten vor Schäd-

lingen geschützt werden. Eine Möglichkeit war,

Lebensmittel in den Häusern aufzuhängen. Dies

dürfte auch bei den zahlreichen Überflutungen

durch den See hilfreich gewesen sein.

Ausser den im Seeboden steckenden Pfahl-

stümpfen gibt es keine direkten Anhaltspunkte

über die Konstruktion der Kehrsiter Häuser.

Mehrheitlich verbauten die Siedler Tannenholz.

Auch Lehm fanden sie ganz in ihrer Nähe.

Aus der Zeit um 3500 v. Chr. sind in Kehrsiten

Knochen von Hausschweinen belegt. Über ihre

Haltung weiss man allerdings nichts. Gut

möglich, dass die Schweine ihr Futter in Feld

und Wald selbst zusammengesucht haben.

Aus prähistorischem Müll lesen die Archäologen

den Speisezettel der Jungsteinzeit. Doch vor uns

haben sich schon Hunde über den Unrat gefreut. Im

Seegrund vor Kehrsiten fand man Überreste von

Hunden und sogar Hundekot.

Die gestalterische Diplomarbeit «Selfies aus der Steinzeit» wurde vom 21. bis 29. Juni 2014 an der Werkschau der Hochschule Luzern – Design & Kunst ausgestellt.

 

Selfies aus der Steinzeit
Selfies aus der Steinzeit
Selfies aus der Steinzeit
Selfies aus der Steinzeit
Selfies aus der Steinzeit - Hund in der neolithischen Pfahlbauer-Siedlung Kehrsiten
Selfies aus der Steinzeit
Selfies aus der Steinzeit - Die Pfahlbauer haben bereits Schweine gehalten
Selfies aus der Steinzeit - Die Pfahlbauer haben in Kehrsiten Lein angepflanzt
Selfies aus der Steinzeit
Selfies aus der Steinzeit - Für die Pfahlbauer von Kehrsiten waren Frösche ein fester Bestandteil ihrer Ernährung.
Selfies aus der Steinzeit - Zum Fische fangen haben die Pfahlbauer von Kehrsiten wohl auch Fallen, Reusen verwendet.
Selfies aus der Steinzeit - Die Pfahlbauer von Kehrsiten haben Biber gejagt und wohl auch deren Felle präpariert.
Selfies aus der Steinzeit - Über die genaue Bauart der Pfahlbauhäuser in Kehrsiten ist nicht viel bekannt.
Selfies aus der Steinzeit - Pfahlbauhäuser hatten Herdstellen und waren wohl eine rauchige Angelegenheit.
Selfies aus der Steinzeit - Um ihre Vorräte vor Schädlingen zu schützen, hängten sie die Pfahlbauer an die Dächer ihrer Pfahlbauhäuser.
Selfies aus der Steinzeit
Leben erfinden: visuelles Argumentieren im prähistorischen Lebensbild; Bachelor Thesis von Edi Ettlin
Selfies aus der Steinzeit

Eines Morgens fand sie das Ding am Ufer, dort wo immer die Netze zum Trocknen hängen. Sie hob es auf. Wie ein flacher Stein lag es in ihrer Hand. Geheimnisvoll dunkel glänzend.

Sie wischte mit ihrer Hand über die glatte Fläche. Da geschah das Merkwürdige. Das fremde Ding begann zu leuchten und sie sah ihr eigenes Gesicht, fast wie beim Blick in eine Pfütze.

Seit über 150 Jahren stellen Illustratoren Sze-nen aus der Urgeschichte bildlich dar. In diesen Lebensbildern vermischen sich geschichtliche Fakten, traditionelle Vorstellungen und pure Fantasie. So ist es schwierig, Fakt und Fiktion zu unterscheiden.

 

Mit meiner Diplomarbeit für den Bachelor of Arts in Visueller Kommunikation hebe ich den hypothetischen Aspekt des Bildermachens her-vor. Eine klar als fiktiv erkennbare Geschichte dient als Bühne, auf der die archäologisch gesicherten Fakten präsentiert werden.

 

Dazu schicke ich ein fiktives Smartphone 5500 Jahre in die Vergangenheit. Zeichnerisch male ich mir aus, was ein Kind in der neolithischen Seeufersiedlung Kehrsiten damit wohl fotogra-fiert hätte. Wie beiläufig finden sich in den Bildern Anhaltspunkte, die auf die Erkenntnisse der Unterwassergrabung von 2008 verweisen.

 

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